Ersatzgefühle

Am Anfang seines Lebens drückt der Mensch seine Gefühle unmittelbar aus.
D.h. wenn ein bestimmtes Bedürfnis auftritt, wird ein dem Bedürfnis entsprechendes Gefühl gezeigt bzw. geäußert so, dass das Gefühl unmittelbar dazu dient, dem Menschen zu helfen, seinen Bedürfnissen entsprechend zu agieren.

Im Laufe seiner Entwicklung erfährt er jedoch häufig, dass er nicht die notwendige Zuwendung erhält, wenn er seine Gefühle offen zeigt. Es kann auch sein, dass bestimmte Gefühle in seiner Umwelt als nicht OK angesehen werden und er dadurch auf Ablehnung bzw. Ausschluss trifft.
An dieser Stelle wurzelt dann die Entstehung von Ersatzgefühlen. Das heißt, der Mensch meistens im Kindesalter stellt fest, dass er bei der direkten Äußerung seiner Gefühle nicht die notwendige Zuwendung erhält. Da es für den Menschen, insbesondere im Kindesalter essenziell ist[1], ein gewisses Maß an Zuwendung zu erhalten, sucht sich er sich dann häufig alternative Wege, um diese Zuwendung zu erhalten.

So kann es sein, dass er Zuhause gesagt bekommt "so traurig brauchst du gar nicht anzukommen" und er wird ignoriert, wenn er traurig ist. Jetzt kann er bewusst oder unbewusst ausprobieren wie seine Bezugsperson reagiert, wenn er wütend bzw. zornig wird. Erhält er so stetig das notwendige Maß an Zuwendung, lernt er, dass es gut ist Ärger/Wut zu zeigen, wenn er traurig ist.
Da dieses Gefühl aber nicht mehr unmittelbar aus der Ursache hervor geht, sondern nur an dessen Stelle gezeigt wird, verdeckt es das ursprüngliche Gefühl. Daher kommt auch die Bezeichnung „Ersatzgefühl“, das Gefühl wird als Ersatz für das eigentliches Gefühl gezeigt, welches verborgen werden soll. Dadurch wird es sehr schwer, das Bedürfnis zu ergründen, welches die eigentliche Ursache des Gefühls ist. Hierbei kann es häufig sogar so sein, dass nicht mal der wütenden Person selbst klar ist, was das eigentliche Bedürfnis ist. Was dann zu unguten Gefühlen bei dem wütenden Menschen und den beteiligten Personen führt und ein lösungsorientiertes Handeln erschwert.

Ein weiteres Beispiel: Wenn dem Menschen gesagt wird, dass sich Ärger nicht gehört und er stattdessen lieber Lächeln soll, ansonsten wird Ihm ignorierendes Verhalten gezeigt.

Da Ersatzgefühle anstatt der eigentlichen Gefühle gezeigt und die Bedürfnisse verschleiert werden, macht das eine konstruktive und tragfähige Lösung des Problems häufig schwierig bis unmöglich. Diese Ersatzgefühle unterstützen nicht dabei, ein den eigenen Bedürfnissen entsprechendes Leben zu führen und Entscheidungen zu treffen, die vom Verstand sowie dem Gefühl getragen sind. Aus diesem Grund denke ich, dass es ein sinnvolles Unterfangen ist, am Abbau dieser Ersatzgefühle zu arbeiten. Dies ist auch ein Ziel, das in der Transaktionsanalyse angestrebt wird.

[1]Insbesondre für Babys ist eine gewisse Menge an Zuwendung sogar lebensnotwendig, was ein Versuch um 1200 zeigte, der eigentlich der Erforschung der Sprachentwicklung diente.Der Versuch war vorzeitig beendet, nachdem alle Versuchsteilnehmer (als Babys) vorzeitig starben.Weitere Informationen zu diesem Versuch finden Sie im verlinkten Artikel :Waisenkinderversuche, Versuche zur Sprachentwicklung
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